Sonntag, 17. April 2011

So viel passiert....das Ende ist greifbar

Hiermit entschuldige ich mich, dass ihr nun schon seit Anfang März nichts mehr von mir gehört habt.
Aber es ist wirklich viel passiert.

Ende März hatte ich meinen letzten Tag in Horacio im ACJ. Das bedeutete natürlich ab Mitte März noch einige Dinge zu erledigen, "abgabefertig" zu machen und Andrés Ankunft hier vorzubereiten!!

Am 27.3. (einen Tag vor meinem Geburtstag - PERFEKT) ist er dann hier gelandet. (-> Fotos)

Danach durften wir 3 wunderschöne gemeinsame Wochen erleben, in denen er in einer Woche viele mir liebe Menschen hier in Arequipa und eine Menge tolle Plätze in und um die Stadt kennenlernen durfte und wir zum Abschluss meiner Zeit hier noch 2 Wochen herumreisen konnten!
Wir haben so viele schöne Dinge, unglaubliche Natur und interessante Menschen gesehen und es wirklich genossen! Doch zu dem Urlaub später mehr.

Nun ist schon unser letztes Wochenende hier in vollem Gange. Wir haben gestern die letzten Souvenir-Einkäufe gemacht, abends noch einen sehr, sehr witzigen Spieleabend mit meinen 3 amerikanischen Mitbewohnern, die gleichzeitig gute Freunde sind, gemacht und gleich geht es ein letztes Mal in den spanischen Gottesdienst. Heute Nachmittag werden wir uns dann noch von Cordts verabschieden, die wir ja hier lassen (merkwürdiges Gefühl, dass ich sie dann so lange nicht sehe...) und den Packmarathon starten.
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie wir diesen ganzen Kram in unsere Koffer und Rucksäcke bekommen sollen...

Morgen geht es dann gegen 12:30 Uhr los gen Heimat :)
Unsere Flüge sehen folgendermaßen aus:

14:05 Uhr Arequipa -> Lima (Ankunft 15:35 Uhr)
19:10 Uhr Lima -> Madrid (Ankunft 14:00 Uhr, 19.4.2011)
15:15 Uhr Madrid -> Frankfurt (Ankunft 17:55 Uhr )

Ich würde euch bitten, für eine sichere Reise zu beten. Dass alles reibungslos abläuft, wir das mit unserem Übergepäck geregelt bekommen, die Flüge alle pünktlich starten (damit wir vor allem den Anschlussflug in Madrid bekommen), André sich etwas ausruhen kann (er muss am nächsten Tag nämlich arbeiten) und wir dann wohlbehalten wieder in der Heimat ankommen!
DANKE! :)

An dieser Stelle werde ich kein Resümee ziehen, denn ihr könnt euch noch auf einige Blogeinträge freuen. Ich werde auf jeden Fall noch von unserem Urlaub berichten!
Allerdings erst, wenn ich wieder zu Haus bin und damit angefangen habe, die vielen vielen Fotos zu sortieren :) (allein in den zwei Wochen Urlaub haben wir 3792 gemacht und von meiner gesamten Zeit hier habe ich wohl über 17.000...)

Ich freue mich auf euch und auf Mamas Essen :), deutschen Kaffe, deutschen Kuchen, deutsche Pizza, unseren Wintergarten, Umarmungen von vielen lieben Menschen und darauf, meine Erlebnisse endlich mit euch persönlich zu teilen!
Schön, dass ich nun bald wieder "greifbar" bin.

Bis ganz bald, Eure Steffi

Donnerstag, 10. März 2011

20 Dinge....

....an denen du merkst, dass du in einem peruanischen Combi sitzt:

*Anm.: Ein Combi ist ein Fahrzeug von einer Größe zwischen einem normalen VW-Bus und einem fast Linienbus, dessen Sitze erst ausgebaut und dann mit unglaublich engem Beinabstand wieder eingebaut werden, so dass mehr Leute darin Platz haben. Zusätzlich zum Fahrer gibt es noch einen Mitarbeiter - den Türsteher. Er überwacht das Ein- und Aussteigen und kassiert das Fahrtgeld.
Vergleich: Reisebus und schon recht großer Combi
meine normale Sitzposition....manchmal ist noch weniger Platz!

1. die Hupe befindet sich am Schaltknüppel - IMMER bedienbereit
2. es gibt keine Tachonadel oder eine, die IMMER auf 40 km/h steht...ob der Combi fährt oder steht
3. der Combi fällt fast auseinander, aber hat ein neues Radio, welches sogar Musik vom USB-Stick spielen kann
bleibt man beim Aussteigen mit dem Bein hängen, fällt schon mal der Sitz auseinander...
4. der Tacho geht bis 140 km/H - ich würde nicht mal bis 70 km/h mitfahren wollen
5. überall hängen kleine Heiligenschreine oder Bildchen von Marienfiguren
6. in einen kaputten Außenspiegel wurde mit Tesafilm ein Kosmetikspiegel geklebt - besser als nix
7. 3 Rollen Tesafilm hängen über dem Scheibenwischerhebel - die Frage ist: Wofür? Etwa zum Flicken des Fahrzeugs...denn die Klappe für den Airbag war mit Tesa festgeklebt...
8. der Fahrer fährt 25 % der Zeit auf der Gegenspur, um den eigenen zweispurigen Verkehr (der sich auf einer "deutschlandbreiten" Fahrspur tummelt) zu überholen
eine der stark frequentierten Haltestellen im Zentrum
9. eine Fahrt kostet immer 0,80 Soles (ca. 23 cent), egal wie weit man fährt
10. Ein- und Aussteigen findet manchmal beim Fahren statt; will man einsteigen winkt man am Straßenrand; will man aussteigen ruft man "Baja, baja"
Suzi und Rick beim Heranwinken eines Combis
Hält der Combi dann mitten auf der Straße muss man schon mal hinjoggen :)
11. der Türsteher muss an verschiedenen Stellen der Route eine Karte stempeln um die Zeiten festzuhalten
diese Stempeluhren sind in allen möglichen Häusern untergebracht
12. Frauen sitzen, Männer stehen - hier gibt es noch Gentlemen
13. wenn man mit 1,80 m Glück hat, kann man gerade stehen - wobei die Peruaner nur so eben an die Haltestangen heranreichen...
typisches Bild mit uns großen Gingos :)
14. bei jedem Halt schreit der Türsteher die Richtung heraus, um mehr Fahrgäste anzulocken
15.
in mittiger Höhe des gekennzeichneten Notausstiegfensters ist ein Haltgriff angeschraubt
manchmal hat ein Notausstiegfenster auch nen Griff zum Ziehen....
16. die Sitze sind bei neuen Bussen mit Plastik überzogen, um sie zu schonen
17. der Türsteher läuft an einer roten Ampel schon mal um den Combi herum, klopft ans Fenster und ruft den Leuten zu, wo sie noch aufrücken sollen, damit er vorn mehr Leute hereinlassen kann
geblinkt wird übrigens auch nicht - will der Fahrer nach links abbiegen hält er die Hand aus dem Fenster, will er nach rechts macht der Türsteher das Gleiche
18. die Hose wird bei Regenwetter auch schon mal innerhalb des Combis nass, wenn das Fahrwasser durch ein durchgerostetes Loch im Boden hochspritzt
19. Ein- und Aussteigen ist an jeder Ecke möglich - auch mitten im Kreisverkehr
20. egal wie viele Leute schon drin sind - man kann IMMER noch zusteigen!! ...zu Not hängt der Türsteher eben von außen am Combi, weil innen kein Platz mehr ist...
in diesen Combi passen ca. 25 Leute (18 sitzend, 7 stehend)
    Auch das Straßenbild ist anders. An stark befahrenen Kreuzungen sitzen Polizisten in Plumpsklo-Häuschen und regeln den Verkehr mit durchdringenden Pfeiftönen - was aber erstaunlich gut funktioniert. Nur den Job hätte ich nicht so gern...wie gehen diese Menschen aufs Klo?!

    Außerdem zeigen die Ampeln (wenn es denn mal welche gibt) sowohl den Autofahrern, als auch den Fußgängern in Sekunden an, wie lange die Ampel noch grün oder rot ist. Was das Ampelmännchen Besonderes macht, wenn die Ampel grün ist, seht ihr im angehängten Video :)

    Ihr merkt, der Straßenverkehr ist hier sehr anders, als in Deutschland. Stoppschilder und Fussgängerstreifen dienen lediglich der Strassendekoration. Wer am schnellsten auf eine Kreuzung zu rast, der hat Vorfahrt. Unvermittelt die Spur wechseln, drängeln, drücken und ganz knapp mit hoher Geschwindigkeit an den anderen vorbeirauschen, das ist hier völlig normal. Die Hupe ist dabei das wichtigste Teil am Auto! Anschnallen - was ist das??

    Mir macht es auf jeden Fall immer wieder Spaß :) Es ist aufregend und animiert mich zum Beten - mal ein Stoßgebet um Sicherheit, mal Dankbarkeit nach spannenden Situationen, mal einfach nur für die Dinge oder Menschen, die ich sehe.

    Und über meine Frage nach dem Monatsticket (aus dem ersten Rundbrief) könnte ich mich heute kaputtlachen...

    Zum Abschluss noch ein kleines Video, das euch ein paar ganz alltägliche Situationen zeigt :)

    Sonntag, 27. Februar 2011

    Ein Besuch auf dem Markt

    Letzten Freitag war ich mit Sarah und Hanna, meinen lieben Freundinnen aus der Schweiz, die sich mittlerweile schon wieder in Argentinien befinden (sie sind ja auf Weltreise) und Jule morgens erst zu einer Bibelstudy in einem christlichen Café hier in Arequipa. Wir hatten am Mittwoch Abend eine Gruppe Amerikaner kennengelernt, die zu einem kurzen Missionseinsatz hier waren. Eine der Frauen (Linda) unterrichtet in den USA seit 40 Jahren junge Frauen in der Bibel und macht solche Biblestudy-Gruppen. Also haben wir vereinbart, uns freitags morgens zu treffen. Wir haben erst einige Lieder zusammen gesungen und dann eine sehr geniale Zeit zusammen und mit der Bibel gehabt und wieder Neues gelernt. Die Gemeinschaft war klasse!
    Bibelstudy - Linda, Hanna, Jule, Sarah, ich (v.l.n.r.)

    Danach war ich dann mit Sarah und Hanna in dem größten Markt Arequipas - dem San Camilo.
    mitten im Markt

    Sarah hatte ihr Spiegelreflexkamera dabei, so dass ich nun endlich richtig viele, spannende und gute Fotos habe :)
    Da möchte ich euch natürlich dran teilhaben lassen :)

    Viel Spaß mit den Fotos!!

    Ich freue mich über Mails oder Kommentare :)

    Mittwoch, 23. Februar 2011

    Wasser - welch hohes Gut...

    Wie so oft durfte ich heute erleben, dass einem erst bewusst wird, wie wichtig etwas ist, wenn man es nicht mehr hat.

    Als ich heute morgen aufwachte, gab es kein Wasser. Wie ich dann von meiner Gastmama erfahren habe, hatten sie in der gesamten Stadt (!!!) das Wasser abgestellt, da der Fluss, der durch Arequipa fließt und der die ganze Stadt mit Wasser versorgt, durch die wahnsinnigen Regenfälle der letzten Wochen so voll ist und so viel Erde und Steine mit sich reißt, dass diese alle Rohre verstopfen.
    Also haben sie kurzerhand das Wasser abgestellt, um die Rohre zu reinigen.

    Zum Glück kommt so etwas hier aber nicht selten vor, so dass eigentlich jeder Haushalt große Wasserbehälter hat, die meist voll sind. Gott sei Dank waren unsere fast voll, so dass wir brav Zähneputzen und Katzenwäsche machen konnten :)

    Als dann gerade gegen Mittag wieder etwas Wasser kam, habe ich mit Sarah und Hanna, zwei Schweizerinnen, die diese Woche hier bei uns wohnen (sie sind auf Weltreise und im Moment in Peru), zwei großen Zahnputzbechern und einem Messbecher 3 große Behälter (die jeweils um die 50 Liter Fassungsvermögen haben) gefüllt. So ein Spaß :) 
    Hier könnt ihr euch das Ganze im Video ansehen.

    Ja, dass Leben hier ist doch immer wieder ein Abenteuer....

    eine ziemliche Brühe aber immerhin Wasser...für die Klospülung reichts :)

    unser Bad mit den Wasserbehältern

    Mittwoch, 12. Januar 2011

    Was machst du eigentlich im Moment?

    Diese Frage wurde mir in der letzten Zeit des Öfteren gestellt.
    Also will ich euch nun heute endlich etwas über meine Arbeit hier im ACJ (Asociación Cristiana de Jóvenes del Perú) in Horacio (einem wirklich armen Stadtteil von Arequipa) erzählen.

    Bei meinem ersten Besuch war ich direkt begeistert von den neuen Gebäuden auf dem ACJ-Grundstück. Christian und Katja hatten mir immer erzählt, dass es in Horacio unglaublich viel Staub gibt und alles sehr einfach ist. Doch ich sah gelb gestrichene, neu geflieste Gebäude und im Innenhof sogar Gras. Nun war ich aber nicht auf dem falschen Grundstück - es hatte sich in dem einen Jahr, das Cordts in Deutschland waren, nur unglaublich viel getan. So stehen auf dem Grundstück nun 5 Gebäude: Die Strickerei, die Bäckerei, eine große Aula für Gruppenstunden und andere Veranstaltungen, das medizinische Gebäude (mit Behandlungsräumen, einer kleinen Apotheke und dem Büro) und die Wohnung der Hausmeisterfamilie.
    Bilder gibts hier: ACJ Horacio

    Feste Mitarbeiter gibt es im Moment nicht so viele, da aktuell keine Gesundheitsvorsorge-Projekte laufen. Es gibt Eli, eine Psychologin, Marita, eine Ärztin, Isabel, die Leiterin der Bäckerei und Christian als Berater für Strickerei und Bäckerei. Außerdem natürlich noch Katja, seit letzter Woche zwei Voluntärinnen (Jule und Jana) und mich.

    Nun aber zu meinen Aufgaben. Christian und ich hatten ja im Vorfeld schon überlegt, dass ich in der Hauptsache helfen solle, Prozesse für Strickerei und Bäckerei auf den Weg zu bringen und den Frauen (in Strickerei und Bäckerei) den Umgang mit dem Computer zu erklären. Nun stehen aber bisher noch keine Computer für die einzelnen Bereiche zur Verfügung, so dass ich erstmal mit der Erstellung verschiedener Listen (Wochenplan der Arbeiterinnen, Brot-Bestellung ...) begonnen habe.
    Alle die, die in ihrem Alltag etwas mit Datenbanken oder deutschen Unternehmensstrukturen zu tun haben, werden nun den Kopf schütteln, wenn ich euch sage, dass ich diese Listen und Abläufe zum Teil in Excel (mit VBA Makros) und zum Teil über eine simple Datenbank nach OpenOffice-Manier realisiere. Aber erstens ist Excel ein Tool, was auch hier bekannt ist und außerdem habe ich selbst nun auch keine großen Kenntnisse über den Aufbau "professionellerer" Datenbanken. Ich denke, für unsere Zwecke hier reicht das völlig aus. Es sollen ja erst einmal Strukturen geschaffen werden.
    Außerdem bin ich so etwas wie die rasende Fotografin des ACJ :) Bei allen Veranstaltungen, die wir bisher gemacht haben (2 Weihnachtsfeiern, Plakate kleben, Treffen mit dem Bürgermeister) war ich mit meiner Kamera unverzichtbar :) Naja, ganz so extrem vielleicht auch nicht, aber es ist schon meine Aufgabe, Fotos zu schießen, für Prospekte und Berichte an den ACJ in Lima.
    Nun, da die Volis (Jule und Jana) da sind, werde ich wohl auch öfter in den Kinder- und Jugendstunden mithelfen. Bisher war ich ein paar Mal bei der Jugendstunde dabei, habe aber noch keine Gurppenstunde allein gestaltet. Aber mit den Frauen der Strickerei habe ich letzte Woche Freitag meine erste kurze Andacht gehalten :) Gut, es war eine kurze Geschichte auf spanisch, danach noch ein paar Fragen, ein kurzes Gespräch und ein Gebet, aber aufgeregt war ich trotzdem. Die lieben Frauen haben aber fleißig genickt und auch auf meine Fragen reagiert :) also denke ich, dass sie mich verstanden haben :)

    In den letzten Wochen habe ich mit Isa (aus der Bäckerei) ein paar Mal Plakate geklebt. Zum dem Programm des ACJ gehört auch, dass immer wieder Kurse angeboten werden. Letzten Sonntag startete ein Kurs zum Thema "Unternehmensgründung". Da hier fast jeder irgendwie selbstständig ist, oder etwas auf der Straße verkauft, ist das wirklich eine gute Sache. Der Kurs ist komplett kostenlos, es gibt nachher ein Zertifikat und die Menschen lernen, was sie für eine wirkliche Selbstständigkeit beachten müssen, wo sie welche Informationen bekommen, welche Formulare usw. ausgefüllt werden müssen...sehr sinnvoll!! Plakate werden hier allerdings nicht mit Klebeband oder Kleister an große Plakatwände geklebt, sondern mit einem Gemisch aus Wasser, Mehl und Zucker an alles geklebt, was irgendwie dazu dient, Informationen bereitzustellen. Isa und ich hatten auf jeden Fall viel Spaß dabei und morgen und übermorgen werden wir wohl noch mal losziehen, da noch freie Plätze im Seminar sind.
    Gestern wurden wir auf unserem Weg in die Stadt übrigens von einem netten Herrn in seinem Lastwagen mitgenommen. So konnten wir uns den Preis einer Busfahrt sparen und sind hinten im Laderaum zwischen jeder Menge neuer Matratzen (war ein Matratzenverkäufer) mitgefahren. Fotos hier: Plakate kleben

    Vor ein paar Tagen habe ich mich auf dem Weg nach Horacio mal in den falschen Bus gesetzt und näherte mich dem ACJ daher von der anderen Seite. Ich hatte mich in den letzten Wochen schon gewundert, warum Christian und Katja immer meinten, Horacio sei so arm. Der Teil, den ich auf meiner Busroute immer gesehen hatte, unterschied sich nicht all zu sehr von vielem anderen, was ich hier in Arequipa bisher gesehen habe. Geteerte Straßen, OK - die Häuser sind zum Großteil kaputt und unendlich staubig ist es auch. Aber auf diese Busfahrt lernte ich dann das wirkliche Horacio kennen - hier gibt es nur Schotterpisten, Staub, Staub und noch mehr Staub, fast keine Geschäfte, sehr, sehr einfache Häuser und die Nebenstraßen sind alle mit tiefen Furchen durchzogen, weil sie gerade dabei sind, die Kanalisation einzurichten. Das heißt, bis jetzt gibt es verschiedene Stellen in Horacio, wo die vorher in Eimern aufgefangenen Toilettenreste gesammelt und ab und zu (wohl nicht immer regelmäßig) geleert werden. Das sind Zustände die ich mir irgendwie (auch nach 3 Monaten hier) nur schwer vorstellen kann. Aber es ist gut, das mal (zumindest aus dem Buch) zu sehen, um sich ein bisschen besser vorstellen zu können, wie das Leben der Menschen hier aussieht. Noch mehr Fotos: Umgebung

    Eigentlich wollte ich euch noch von unserer Weihnachtsfeier berichten und erzählen, warum ich vor Weihnachten in einer Woche mehr als 500 Kekse gebacken habe, aber das mache ich im nächsten Eintrag. Dieser hier ist schon wieder viel länger geworden, als er sollte...
    Ich hoffe, dass ihr euch nun besser vorstellen könnt, was ich hier mache.
    Neben der Arbeit in Horacio gebe ich auch immer noch Deutsch-Nachhilfe und gehe regelmäßig mit anderen Missionaren am Wochenende in ein Kinderheim. Darüber will ich auch schon lange berichten. Außerdem fehlt noch Weihnachten und Silvester bei 30 Grad :) Ihr merkt also, ich habe einiges auf meiner Liste, was ich euch erzählen will :) Freut euch also auf die nächsten Einträge.

    Ich freue mich, dass ihr alle so fleißig lest, was ich erlebe, was mich bewegt und mir so viele Rückmeldungen gebt. Das dürft ihr gern beibehalten :) auch wenn ich es leider nicht schaffe, so schnell zu antworten, wie ich das gerne würde...Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel.

    Liebe Grüße und ich hoffe, ihr alle hattet einen guten Start in ein gesegnetes, aufregendes, herausforderndes neues Jahr 2011.

    Mittwoch, 22. Dezember 2010

    Weihnachtsfeier in der Sprachschule

    Letzten Freitag hatten wir eine Weihnachtsfeier in der Sprachschule und ich war auch eingeladen!
    Weihnachtsdekoration in der Sprachschule
    Die Lehrer haben für das Mittagessen (typisch arequipenisch, Hühnchen mit verschiedensten Salaten) gesorgt und wir Schüler sollten einen typischen Nachtisch aus unserem Heimatland mitbringen.
    Außerdem hat jeder von den Traditionen in seinem Land und seiner Familie erzählt. Das war total interessant und richtig witzig :)
    Die Gemeinschaft war toll, das Essen lecker und spanische Weihnachtslieder haben wir auch gesungen.
    Pedro (Sprachschul-Leiter und Pastor) kann auch noch Gitarre spielen...
    hier ein Liedtext
    alle haben kräftig mitgesungen
    Das Beste aber war, dass ich da endlich angefangen habe, mich wirklich auf Weihnachten zu freuen! Auf die Chance, die ich habe - hier so viel Neues zu entdecken und Einmaliges zu erfahren. Mir ist richtig bewusst geworden, dass ich nicht die Einzige bin, die hier allein ist und ihre Familie vermisst.
    Auch die, die als Ehepaar hier sind, vermissen ihre Familie. Und ich habe die Aussicht, das nächste Weihnachten wieder mit meinen Lieben zu verbringen! Aber was ist mit Ihnen? Sie bleiben zum Teil für Jahre oder sogar für immer hier in Peru und müssen anfangen, sich neue Traditionen zu schaffen.

    Diese Party hat mir also insgesamt die Augen geöffnet :)

    Hier kommen noch ein paar visuelle Eindrücke vom Essen.
    Das Hauptgericht *lecker*
    Schokolade aus Norwegen *mhmmm*
    Trifel aus Irland *spannend*
    es war Jonnys erster Versuch eines Trifels...
    er war dementsprechend skeptisch, ob er schmeckt ;)
    Fudge aus den USA *delicious*
    Kekse aus Deutschland *selbstgebacken*

    Mini-Adventskränze aus Cornflakes und
    geschmolzenen Marshmallows auch aus den USA *süüüß*
    Mince-Pie aus England *unglaublich*
    natürlich gab es auch Inca-Kola :) schmeckt genauso chemisch,
    wie sie aussieht...aber man gewöhnt sich dran!
    außerdem wurde alles von diversen Kameras festgehalten :)
    Extra für diese Party hatte Steve in stundenlanger Arbeit eine PPT-Präsentation angefertigt. Ich hab daraus ein Video gemacht, was ihr euch nun anschauen könnt. In dem Video seht ihr fast alle Missionare und Voluntäre, die ich in meiner Zeit hier bisher kennengelernt hab und ihren "Einsatzort". Alle Fotos (auch die Landschaftsaufnahmen) sind hier aus Peru. Also könnt ihr einen guten Einblick bekommen :) Viel Spaß beim Ansehen.


    Samstag, 4. Dezember 2010

    Weihnachtsfreude? Woher nehmen...

    Die letzten Tage waren nicht einfach für mich. Ich war krank, fühlte mich total einsam und wusste nicht, wie ich mich hier bei ca. 30 Grad auf Weihnachten einlassen soll.
    Kurzum: Ich hab wirkliches Heimweh bekommen!

    Aber dann kam meine "peruanische Familie" ins Spiel.
    Seit Tagen wurde hier im ganzen Haus geputzt, die Möbel poliert und in der letzten Ecke der letzte Rest Staub entsorgt.
    Und gestern kam dann der Höhepunkt: Eine Weihnachtsdekorations-Party. So haben wir alle zusammen einen (künstlichen) Weihnachtsbaum aufgestellt, alle mögliche Deko im Haus verteilt, Weihnachtsmusik gehört und richtig viel Spaß gehabt. (hier der Link zu ein paar Fotos - aber bitte auch den Artikel zu Ende lesen :) )

    Wie geht es mir nun? Fühle ich Weihnachten? Vermisse ich mein zu Hause und alle mir lieben Bräuche und Gewohnheiten weniger? NEIN, definitiv nicht. Aber ich versuche, diese Situation als Chance zu sehen. Als Chance, mich auf Neues einzulassen und meinen Horizont zu erweitern. So, wie ich mir das für die Zeit hier gewünscht habe.

    Gestern Abend haben wir zum Abschluss einen echt guten Film geschaut. "Es begab sich aber zu der Zeit..." - ja richtig, einen Film über die Geschehnisse vor 2000 Jahren, als unser großer allmächtiger Gott, der so voller Liebe ist, entschied, seinen Sohn auf diese Erde zu seinen Geschöpfen zu schicken, um ihnen Vergebung, Liebe und Hoffnung zu schenken. Das hat mich weihnachtlich berührt!
    Auch, wenn ich natürlich auch schon vorher wusste, dass es bei Weihnachten nicht um Schnee, Nachmittage vor dem Kamin, Geschenke, Adventskalender und Weihnachtsmärkte geht, habe ich erst gestern Abend ein wenig mehr begriffen, WIE der Grund für dieses Fest abgelaufen ist und WAS es bedeutet.

    Nun sitze ich hier, neben dem schön beleuchteten Weihnachtsbaum, freue mich an den Kerzen und bitte Gott, dass ich immer mehr begreifen darf, was für ein Geschenk Weihnachten ist. Ich habe da noch eine Menge zu lernen und ohne Frage werden die kommenden Wochen nicht einfach, aber ich weiß, dass ich hier eine einmalige Chance habe, die Gott mir ermöglicht hat und ich bin unglaublich dankbar, wie er für mich sorgt, mich meine Wünsche infrage stellen lässt und mir zeigt, dass auch hier, am anderen Ende der Welt, sein Weihnachtswunder real ist!

    Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit und dass ihr wieder, oder vielleicht zum ersten Mal, darüber nachdenkt, warum wir Weihnachten feiern.