Samstag, 4. Dezember 2010

Weihnachtsfreude? Woher nehmen...

Die letzten Tage waren nicht einfach für mich. Ich war krank, fühlte mich total einsam und wusste nicht, wie ich mich hier bei ca. 30 Grad auf Weihnachten einlassen soll.
Kurzum: Ich hab wirkliches Heimweh bekommen!

Aber dann kam meine "peruanische Familie" ins Spiel.
Seit Tagen wurde hier im ganzen Haus geputzt, die Möbel poliert und in der letzten Ecke der letzte Rest Staub entsorgt.
Und gestern kam dann der Höhepunkt: Eine Weihnachtsdekorations-Party. So haben wir alle zusammen einen (künstlichen) Weihnachtsbaum aufgestellt, alle mögliche Deko im Haus verteilt, Weihnachtsmusik gehört und richtig viel Spaß gehabt. (hier der Link zu ein paar Fotos - aber bitte auch den Artikel zu Ende lesen :) )

Wie geht es mir nun? Fühle ich Weihnachten? Vermisse ich mein zu Hause und alle mir lieben Bräuche und Gewohnheiten weniger? NEIN, definitiv nicht. Aber ich versuche, diese Situation als Chance zu sehen. Als Chance, mich auf Neues einzulassen und meinen Horizont zu erweitern. So, wie ich mir das für die Zeit hier gewünscht habe.

Gestern Abend haben wir zum Abschluss einen echt guten Film geschaut. "Es begab sich aber zu der Zeit..." - ja richtig, einen Film über die Geschehnisse vor 2000 Jahren, als unser großer allmächtiger Gott, der so voller Liebe ist, entschied, seinen Sohn auf diese Erde zu seinen Geschöpfen zu schicken, um ihnen Vergebung, Liebe und Hoffnung zu schenken. Das hat mich weihnachtlich berührt!
Auch, wenn ich natürlich auch schon vorher wusste, dass es bei Weihnachten nicht um Schnee, Nachmittage vor dem Kamin, Geschenke, Adventskalender und Weihnachtsmärkte geht, habe ich erst gestern Abend ein wenig mehr begriffen, WIE der Grund für dieses Fest abgelaufen ist und WAS es bedeutet.

Nun sitze ich hier, neben dem schön beleuchteten Weihnachtsbaum, freue mich an den Kerzen und bitte Gott, dass ich immer mehr begreifen darf, was für ein Geschenk Weihnachten ist. Ich habe da noch eine Menge zu lernen und ohne Frage werden die kommenden Wochen nicht einfach, aber ich weiß, dass ich hier eine einmalige Chance habe, die Gott mir ermöglicht hat und ich bin unglaublich dankbar, wie er für mich sorgt, mich meine Wünsche infrage stellen lässt und mir zeigt, dass auch hier, am anderen Ende der Welt, sein Weihnachtswunder real ist!

Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit und dass ihr wieder, oder vielleicht zum ersten Mal, darüber nachdenkt, warum wir Weihnachten feiern.

Sonntag, 28. November 2010

River-Rafting im Rio Chili

Endlich kommt wieder ein Eintrag von mir.

Am 6.11., einem Samstag, haben ich mich gewagt mit 6 Freunden River-Rafting zu machen. Es gibt hier in Arequipa unzählige Touristen-fang-Reisebüros-und-Agenturen, die alle möglichen Freizeitaktivitäten und Touren anbieten. So auch diese zum Rio Chili.

Wir fuhren also morgens um 8 Uhr los und kamen nach einer guten halben Stunde am Ende der Straße an :)
wunderschöner Blick den Fluss runter
Nun ging die große Umkleideaktion los. Zum Glück stellte die Agentur ALLES: Neoprenanzüge, Regenhosen und Jacken, Schwimmwesten, Schuhe, Helme und sogar Paddel und Boote ;).
4 Grazien unter sich
gar nicht so einfach alle Ausgänge zu finden ;)
da lauschen wir brav den Sicherheitsanweisungen...
Nach dem die wirklich witzigen und zum Glück sehr vertrauenswürdigen Guides uns mit den Sicherheitsvorschriften vertraut gemacht haben (inkl. Trockenübungen, wie man wieder ins Boot kommt - muss zugeben, da wurde mir etwas mulmig...) ging es los.
Wir waren mit 7 Leuten zu viele für ein Boot und haben daher 2 gefüllt. Haben ein deutsches und ein englisches Boot gemacht, da es einfacher ist,  Schreckens- und Begeisterungsschreie in der Muttersprache auszutauschen :)
Ich war also mit Rahel, Prisca (einer Deutschen auf der Durchreise, die vor einige Jahren mal ein Jahr hier in Arequipa war) und zwei Guides in einem Boot. Zwei Guides nicht, weil wir so hilflos aussahen, sondern einfach, weil wir 4 Leute zum Paddeln brauchten. Denn der Guide sitzt hinten mittig und lenkt (teilweise auf sehr abenteuerliche Art und Weise - werdet ihr auf einem späteren Foto noch sehen). Prisca und ich wurden nach vorn gesetzt und los gings.
ich sitze von euch aus gesehen vorn rechts - seht ihr mein Grinsen?
Die Tour hat richtig viel Spaß gemacht! Es ging eine gute Stunde den Fluss abwärts. Zwischendrin waren unterschiedlich schwierige Stromschnellen, aber alle waren, auch für uns Anfänger, gut zu meistern.
OK, hier hab ich etwas das Gleichgewicht verloren - bin aber zum Glück in Richtung Bootsmitte gefallen....
diese Männer haben die zwei Stäbe tatsächlich als Brücke benutzt - einen für die Füße und einen für die Hände und dann im Vierfüßlerstand quer über die bestimmt 3-4 m tiefe "Schlucht
ich bin sehr froh, dass wir unterwegs nicht unseren Guide verloren haben...
gemeinsame Pause mit Schokoriegeln :)
Während der Tour gab es natürlich auch einige lustige Begebenheiten. So sind wir zum Beispiel an einer Stelle mit unserem Boot auf einem Felsen hängen geblieben. Genau wie die Arche - mitten drauf. Es bedurfte ein wenig Schaukeln und ein paar Minuten später ging es weiter.
An einer Stelle hat der Guide dann unser blindes Vertrauen getestet, indem er das Boot entgegen der Flussrichtung gedreht hat und uns das Kommando gab zu paddeln...natürlich haben wir das gemacht und haben uns prompt vorwärts in den kleinen Wasserfall gefahren, den wir kurz zuvor hinuntergefahren sind...Kopfüber im Wasserfall - zumindest Prisca und ich - was für ein Spaß!
Außerdem gab es noch einen netten Sprachverirrer meinerseits :) An einer Stelle meinte unser Guide, dass wir hier Gold suchen könnten. Daraufhin meinte ich: "Oh, ich habe was gefunden, ich bin reich." Das wollte ich zumindest sagen...meine spanischen Worte "Yo estoy rica" führten dann auch spontan zu Lachanfällen bei den beiden Guides...frei übersetzt bedeutet das nämlich so viel wie "Ich bin sexy"...Richtig wäre gewesen "Yo soy rica".
Ab da waren wir das Sexy-Boot und haben so noch für einige Lacher gesorgt :)

Am Ende der Tour sind wir dann noch ins Wasser gehüpft, denn nass waren wir eh schon von Kopf bis Fuß.
gar nicht mal so warm :) aber Rio Chili ist Quechua und heißt "kalt"
Die Umkleidekabine, um aus all den nassen Sachen wieder herauszukommen, bestand dann aus einem an einem Paddel aufgestellten Boot mitten auf einer Wiese nicht weit von einem Kuhhirten und seinen Tieren entfernt...sehr ursprünglich und sehr sehr lustig :) Aber wahrscheinlich sieht er sowas öfter.
Also noch ein Guppenbild, fix die tolle Aussicht über das Tal des Rio Chili fotografiert und wieder ab nach Haus.
Gruppenbild vor den majestätischen Bergen mit Guides - leider auch mit einer fremden Frau, die sich nach ihrem Rafting-Trip gerade umgezogen hat. Aber sie hat es locker genommen :)
der (aktive) Vulkan Misti und das Tal des Rios (nur dort ist es hier grün)
Damit ihr euch SO RICHTIG vorstellen könnt, wie es war, kommt hier auch noch ein Video von uns in dem größten Wasserfall, den wir überwunden haben. Die Schreie sind selbstverständlich nur Freudenschreie ;)
Rafting-Video auf youtube.com