Mittwoch, 12. Januar 2011

Was machst du eigentlich im Moment?

Diese Frage wurde mir in der letzten Zeit des Öfteren gestellt.
Also will ich euch nun heute endlich etwas über meine Arbeit hier im ACJ (Asociación Cristiana de Jóvenes del Perú) in Horacio (einem wirklich armen Stadtteil von Arequipa) erzählen.

Bei meinem ersten Besuch war ich direkt begeistert von den neuen Gebäuden auf dem ACJ-Grundstück. Christian und Katja hatten mir immer erzählt, dass es in Horacio unglaublich viel Staub gibt und alles sehr einfach ist. Doch ich sah gelb gestrichene, neu geflieste Gebäude und im Innenhof sogar Gras. Nun war ich aber nicht auf dem falschen Grundstück - es hatte sich in dem einen Jahr, das Cordts in Deutschland waren, nur unglaublich viel getan. So stehen auf dem Grundstück nun 5 Gebäude: Die Strickerei, die Bäckerei, eine große Aula für Gruppenstunden und andere Veranstaltungen, das medizinische Gebäude (mit Behandlungsräumen, einer kleinen Apotheke und dem Büro) und die Wohnung der Hausmeisterfamilie.
Bilder gibts hier: ACJ Horacio

Feste Mitarbeiter gibt es im Moment nicht so viele, da aktuell keine Gesundheitsvorsorge-Projekte laufen. Es gibt Eli, eine Psychologin, Marita, eine Ärztin, Isabel, die Leiterin der Bäckerei und Christian als Berater für Strickerei und Bäckerei. Außerdem natürlich noch Katja, seit letzter Woche zwei Voluntärinnen (Jule und Jana) und mich.

Nun aber zu meinen Aufgaben. Christian und ich hatten ja im Vorfeld schon überlegt, dass ich in der Hauptsache helfen solle, Prozesse für Strickerei und Bäckerei auf den Weg zu bringen und den Frauen (in Strickerei und Bäckerei) den Umgang mit dem Computer zu erklären. Nun stehen aber bisher noch keine Computer für die einzelnen Bereiche zur Verfügung, so dass ich erstmal mit der Erstellung verschiedener Listen (Wochenplan der Arbeiterinnen, Brot-Bestellung ...) begonnen habe.
Alle die, die in ihrem Alltag etwas mit Datenbanken oder deutschen Unternehmensstrukturen zu tun haben, werden nun den Kopf schütteln, wenn ich euch sage, dass ich diese Listen und Abläufe zum Teil in Excel (mit VBA Makros) und zum Teil über eine simple Datenbank nach OpenOffice-Manier realisiere. Aber erstens ist Excel ein Tool, was auch hier bekannt ist und außerdem habe ich selbst nun auch keine großen Kenntnisse über den Aufbau "professionellerer" Datenbanken. Ich denke, für unsere Zwecke hier reicht das völlig aus. Es sollen ja erst einmal Strukturen geschaffen werden.
Außerdem bin ich so etwas wie die rasende Fotografin des ACJ :) Bei allen Veranstaltungen, die wir bisher gemacht haben (2 Weihnachtsfeiern, Plakate kleben, Treffen mit dem Bürgermeister) war ich mit meiner Kamera unverzichtbar :) Naja, ganz so extrem vielleicht auch nicht, aber es ist schon meine Aufgabe, Fotos zu schießen, für Prospekte und Berichte an den ACJ in Lima.
Nun, da die Volis (Jule und Jana) da sind, werde ich wohl auch öfter in den Kinder- und Jugendstunden mithelfen. Bisher war ich ein paar Mal bei der Jugendstunde dabei, habe aber noch keine Gurppenstunde allein gestaltet. Aber mit den Frauen der Strickerei habe ich letzte Woche Freitag meine erste kurze Andacht gehalten :) Gut, es war eine kurze Geschichte auf spanisch, danach noch ein paar Fragen, ein kurzes Gespräch und ein Gebet, aber aufgeregt war ich trotzdem. Die lieben Frauen haben aber fleißig genickt und auch auf meine Fragen reagiert :) also denke ich, dass sie mich verstanden haben :)

In den letzten Wochen habe ich mit Isa (aus der Bäckerei) ein paar Mal Plakate geklebt. Zum dem Programm des ACJ gehört auch, dass immer wieder Kurse angeboten werden. Letzten Sonntag startete ein Kurs zum Thema "Unternehmensgründung". Da hier fast jeder irgendwie selbstständig ist, oder etwas auf der Straße verkauft, ist das wirklich eine gute Sache. Der Kurs ist komplett kostenlos, es gibt nachher ein Zertifikat und die Menschen lernen, was sie für eine wirkliche Selbstständigkeit beachten müssen, wo sie welche Informationen bekommen, welche Formulare usw. ausgefüllt werden müssen...sehr sinnvoll!! Plakate werden hier allerdings nicht mit Klebeband oder Kleister an große Plakatwände geklebt, sondern mit einem Gemisch aus Wasser, Mehl und Zucker an alles geklebt, was irgendwie dazu dient, Informationen bereitzustellen. Isa und ich hatten auf jeden Fall viel Spaß dabei und morgen und übermorgen werden wir wohl noch mal losziehen, da noch freie Plätze im Seminar sind.
Gestern wurden wir auf unserem Weg in die Stadt übrigens von einem netten Herrn in seinem Lastwagen mitgenommen. So konnten wir uns den Preis einer Busfahrt sparen und sind hinten im Laderaum zwischen jeder Menge neuer Matratzen (war ein Matratzenverkäufer) mitgefahren. Fotos hier: Plakate kleben

Vor ein paar Tagen habe ich mich auf dem Weg nach Horacio mal in den falschen Bus gesetzt und näherte mich dem ACJ daher von der anderen Seite. Ich hatte mich in den letzten Wochen schon gewundert, warum Christian und Katja immer meinten, Horacio sei so arm. Der Teil, den ich auf meiner Busroute immer gesehen hatte, unterschied sich nicht all zu sehr von vielem anderen, was ich hier in Arequipa bisher gesehen habe. Geteerte Straßen, OK - die Häuser sind zum Großteil kaputt und unendlich staubig ist es auch. Aber auf diese Busfahrt lernte ich dann das wirkliche Horacio kennen - hier gibt es nur Schotterpisten, Staub, Staub und noch mehr Staub, fast keine Geschäfte, sehr, sehr einfache Häuser und die Nebenstraßen sind alle mit tiefen Furchen durchzogen, weil sie gerade dabei sind, die Kanalisation einzurichten. Das heißt, bis jetzt gibt es verschiedene Stellen in Horacio, wo die vorher in Eimern aufgefangenen Toilettenreste gesammelt und ab und zu (wohl nicht immer regelmäßig) geleert werden. Das sind Zustände die ich mir irgendwie (auch nach 3 Monaten hier) nur schwer vorstellen kann. Aber es ist gut, das mal (zumindest aus dem Buch) zu sehen, um sich ein bisschen besser vorstellen zu können, wie das Leben der Menschen hier aussieht. Noch mehr Fotos: Umgebung

Eigentlich wollte ich euch noch von unserer Weihnachtsfeier berichten und erzählen, warum ich vor Weihnachten in einer Woche mehr als 500 Kekse gebacken habe, aber das mache ich im nächsten Eintrag. Dieser hier ist schon wieder viel länger geworden, als er sollte...
Ich hoffe, dass ihr euch nun besser vorstellen könnt, was ich hier mache.
Neben der Arbeit in Horacio gebe ich auch immer noch Deutsch-Nachhilfe und gehe regelmäßig mit anderen Missionaren am Wochenende in ein Kinderheim. Darüber will ich auch schon lange berichten. Außerdem fehlt noch Weihnachten und Silvester bei 30 Grad :) Ihr merkt also, ich habe einiges auf meiner Liste, was ich euch erzählen will :) Freut euch also auf die nächsten Einträge.

Ich freue mich, dass ihr alle so fleißig lest, was ich erlebe, was mich bewegt und mir so viele Rückmeldungen gebt. Das dürft ihr gern beibehalten :) auch wenn ich es leider nicht schaffe, so schnell zu antworten, wie ich das gerne würde...Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel.

Liebe Grüße und ich hoffe, ihr alle hattet einen guten Start in ein gesegnetes, aufregendes, herausforderndes neues Jahr 2011.

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